Sozialhilfe: Winterthur gegen Abbau-Trend

Die Stadt Winterthur baut den Sozialdienst personell aus. Auf eine Vollstelle als Sozialarbeiterin oder Sozialarbeiter sollen künftig nur noch 75 statt der bisherigen 145 zu betreuenden Fälle kommen.

Die städtische Sozialhilfebehörde macht diesen Schritt aufgrund einer Studie zur Fallbelastung, welche Winterthur bei der Zürcher Fachhochschule ZHAW in Auftrag gegeben hatte. Diese Studie zeigt auf, dass Sozialarbeitende mit einer geringeren Fallbelastung in der Arbeit mit den Klientinnen und Klienten mehr erreichen, wodurch im Endeffekt die Kosten sinken – pro Fall und Jahr im Schnitt um 1452 Franken. Damit wählt Winterthur mitten in den Diskussionen um Sozialabbau den entgegengesetzten Weg, werden doch in der politischen Debatte um die Sozialhilfe regelmässig Beitragskürzungen vorgeschlagen. Mit der Begründung, Anreize zur Integration zu schaffen, wird am Grundbedarf geschraubt.
Winterthur will für die nächsten vier Jahre das Personal entsprechend aufstocken. Die ZHAW-Studie belegt wissenschaftlich, was seitens der Sozialen Arbeit längst als Erfahrungswissen gilt: Mehr Zeit und als Resultat davon bessere Beratung, mehr Verbindlichkeit, bessere Kooperation und weniger Sanktionen sind nicht nur für die Klientinnen und Klienten besser, sondern kosten unter dem Strich erst noch weniger. Auch auf die Arbeitszufriedenheit wirkt sich eine Fallreduktion positiv aus. Das wiederum dürfte die Personalfluktuation in den Sozialdiensten reduzieren, was mithilft, die Kosten weiter zu senken.

Download ZHAW-Studie
Interview mit Studienleiterin Miryam Eser Davolio

Letzte Änderung: 14.05.2019